Wie ich zum Plotten kam

Wie du schon in meinen letzten Beiträgen sicher gelesen hast, bin ich in 2014 zum Nähen gekommen und habe mir 2 Jahre später eine Stickeinheit gekauft. Es war für mich ein großes Highlight und die perfekte Ergänzung zum Nähen, dass ich jetzt auch noch sticken konnte (lies hier den Blogartikel darüber).

Als ich 2019 für unsere Hochzeit einiges gestickt und genäht habe, habe ich bereits mit der Anschaffung eines Plotters geliebäugelt. Doch es dauerte zwei weitere Jahre, bis ich mir tatsächlich einen kaufte.

Hindernis: ein Plotter benötigt Vektordateien

Doch warum zögerte ich solange mit dem Kauf? Dies hatte mehrere Gründe:

  1. Ein Plotter benötigt Vektordateien: Wie beim Maschinensticken auch, benötigt ein Plotter ein bestimmtes Dateiformat, um die Plotterdateien lesen und verarbeiten zu können. Auch hier kann man natürlich viele Dateien kaufen. Aber ich wollte auch eigene Dateien erstellen können. Doch mit dem Thema Vektordateien, die man dafür benötigt, hatte ich mich bis dahin noch nie beschäftigt. Ich hatte auch kein Programm, indem ich Vektordateien hätte erstellen können.

  2. Keine Zeit für die Einarbeitung: Als ich in den Hochzeitsvorbereitungen steckte, fehlte mir schlichtweg die Zeit, um mich in ein neues kreatives Hobby einzuarbeiten. Also bewegte ich mich zu der Zeit lieber auf sicherem Terrain und bestickte alles. Stuhlanhänger, Taschentücher, Handtasche, Turnbeutel,…viele Hochzeitsaccessoires bekamen so ihren individuellen Anstrich. Schließlich hatte ich nur ein halbes Jahr Zeit vom Antrag bis zur Hochzeit und scheute mich davor, mich in sowas Komplexes wie das Plotten einzuarbeiten.

  3. Große und teure Anschaffung: Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch das Vorurteil im Kopf, dass ein Plotter viel Platz weg nimmt und sehr teuer in der Anschaffung ist. Ich wusste ja vom Nähen und Sticken, dass es nicht bei der Anschaffung des Gerätes bleibt, sondern teilweise hohe Folgekosten für die Materialien dazu kommen. Wenn sich aus so etwas ein langfristiges Hobby ergibt, an dem man viele Jahre Freude hat, dann lohnt sich natürlich die Anschaffung. Doch zu dem damaligen Zeitpunkt passte es für mich noch nicht.

Rückblickend betrachtet bin ich sogar sehr froh, dass ich damals im Trubel der kurzen Hochzeitsvorbereitungszeit nicht doch noch einen Plotter kaufte und mich da eingearbeitet hatte. Die Zeit hätte ich definitiv nicht gehabt, zumal es auch so recht knapp war all meine kreativen Ideen für die Hochzeit umzusetzen. Und bei den Sachen, die ich bestickt habe, finde ich eine Stickerei auch edler aussehend, als ein Plott.

Frust beim Maschinensticken

Nach der Hochzeit verschwendete ich lange Zeit keinen Gedanken mehr an einen Plotter. Irgendwann sah ich nochmal eine Präsentation eines Brother Plotters, die mich nochmal ins Grübeln brachte. Ich war begeistert, was diese Maschinen alles können. Nicht nur Papier und Folien schneiden, sondern sogar Stoffzuschnitt ist damit möglich. Doch das Objekt der Begierde kostete mehrere hundert Euro und war auch ein sehr großes Gerät. Neben den vielen Maschinen zum Nähen, hätte ich nicht den Platz gehabt, um diesen noch aufzustellen. 

Daher beschäftigte ich mich wieder mehr mit dem Sticken und schaute mir sogar Stickmaschinen an. Denn die Stickeinheit, die ich an der Nähmaschine verwende, ärgerte mich immer mehr. Nicht nur, dass ich die Nähmaschine immer umbauen muss, wenn ich sticken will und dann wieder zurückbauen muss zum Nähen. Nein, das Stickergebnis wurde gefühlt immer schlechter. Fäden standen ab, auf der Rückseite hatte ich mehrfach Fadensalat und es frustrierte mich mehr und mehr mich an ein neues Stickprojekt zu setzen. Das brachte mich auch auf den Gedanken, vielleicht doch eine eigenständige Stickmaschine zu kaufen. 

Der Cricut Joy: Plottereinstieg zum guten Preis-Leistungsverhältnis

Parallel sah ich aber auch immer mehr Leute in den sozialen Medien, die schöne Dinge mit dem Plotter gestalteten. Als ich mich viel auf Instagram und YouTube bewegte, um in das Thema Aquarellmalerei und digitales Illustrieren reinzukommen, da wurde ich aufmerksam auf die Firma Cricut. Ein amerikanisches Unternehmen, dass drei verschiedene Modelle anbietet. Das Flagschiff ist quasi der Cricut Maker und der Einsteigerplotter der Cricut Joy. Klein und kompakt, passt damit in die kleinste Ecke, und außerdem anfängerfreundlich in der Bedienung. Er hat nicht viel Schnick-Schnack und lässt sich auch über eine App bedienen. Außerdem ist er sehr preisgünstig und war für mich das ausschlaggebende Argument, um einen Versuch in der Plotterwelt zu unternehmen. Über das Cricut Abo hat man außerdem Zugriff auf unzählige Dateien und Schriften und kann das zunächst erstmal testen. 

Karten plotten mit der Kartenschneidematte

Meine ersten Projekten waren Karten. Für den Joy gibt es eine spezielle Kartenschneidematte, in die man die bereits fertig gefaltete Karte einschiebt, sodass der Plotter nur in die Vorderseite schneiden kann. Und in wenigen Minuten hat man wundervolle Geburtstagskarten oder Karten für alle möglichen anderen Anlässe. Geburtstage, Geburt, Weihnachten, egal welcher Anlass. Ab diesem Zeitpunkt kaufe ich keine Karten mehr, sondern erstelle diese nur noch selbst. 

Kurzer Ausflug ins Plotten mit Vinyl

Plotten bedeutet für viele Vinyl zu schneiden. Besonders um Schriftzüge zu schneiden, die man auf glatte Oberflächen anbringt. Ich habe dies auch probiert und dazu als erstes eine Kaffeebohne mit dem Schriftzug Coffee Time geplottet. Beides ziert nun unsere Kaffeebohnendose. Aber so richtig begeistert bin ich vom Vinyl-Plotten nicht. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich gar nicht so viele Dinge habe, wo ich Vinyl aufbringen könnte. Und auch daran, dass die Übertragung auf Transfer Tape und anschließende Weiterverarbeitung von dort auf das Objekt, mir nicht sonderlich gut gelingt. Ich habe noch ein, zwei andere Sachen damit gestaltet, wie einen Blumenübertopf und eine Vase. Aber ich glaube nicht, dass ich da noch viel mehr machen werde. 

Flexfolien plotten statt sticken

Und das bringt mich schon zu meinem Lieblingsmaterial beim Plotten: die Flexfolie. Hier gibt es auch viele Folien von Cricut selbst, aber ich habe auch schon Flex- und Flockfolien von Snaply ausprobiert und nutze ansonsten vorrangig die Turbo Flexfolien von Poli-Tape. Diese muss man nur kurz aufpressen, was besonders beim Schichten von Folien sehr praktisch ist. Flexfolien auf Stoffe aufzupressen ist für mich zur neuen Lieblingsmethode für das Individualisieren von Nähprojekten geworden. Überall wo ich vorher etwas aufgestickt hätte, bringe ich jetzt einen Plott an. Und das Schöne ist auch, dass man mit einer Presse diese Folien nicht nur auf Stoff aufbringen kann, sondern z.B. auch auf Holz. So habe ich für mein Baby Holz-Meilensteinscheiben geplottet. Natürlich habe ich auch schon einen Rochen geplottet und auf ein kleines Täschchen aufgepresst.

 
 
 
 

Warum Nähen und Plotten ein Perfect Match sind

Hatte ich eingangs noch gesagt, dass Nähen und Sticken für mich ein Perfect Match sind, so würde ich diese Aussage nach 1,5 Jahren Plottererfahrung ergänzen um das Plotten. Zumindest aktuell hole ich viel lieber meinen Plotter raus, als die Nähmaschine als Stickmaschine umzubauen. Der Cricut Joy hat mir trotz der geringen Schnittbreite schon so schnell und unkompliziert Aufdrucke für selbstgenähte Kleidungsstücke oder Accessoires gezaubert, dass ich davon total begeistert bin. Aber auch bei gekauften Stücken ist das Individualisieren mit einem Plott so leicht möglich, dass ich schon eine Vielzahl an Geburtsbodys für Freunde personalisiert habe. Und natürlich habe ich für meinen Sohn ebenfalls schon einige personalisierte Kleidungsstücke erstellt. Besonderen Spaß macht es mir, zu besonderen Anlässen individuelle Einzelstücke zu erstellen. Ich habe z.B. einen Romper genäht und mit einem Osterhasen und dem Schriftzug „Mein erstes Osterfest“ beplottet. Oder aber ein T-Shirt mit dem Schriftzug „Alles Liebe zum ersten Vatertag“ erstellt. Mein Mann hat dann einen Plott mit demselben Motiv, aber abgewandelt mit dem Spruch „Mein erster Vatertag“ bekommen. Als nächstes steht dann Weihnachten vor der Tür, wofür ich natürlich auch schon jede Menge Ideen habe. Die Schnittmuster für den Pulli, den Romper und das Baby-T-Shirt sind alle von Lybstes.

 
 

Warum Illustrieren und Plotten ein Perfect Match sind

Hatte ich am Anfang des Artikels nicht noch erwähnt, dass ich mir erst keinen Plotter kaufen wollte, weil ich keine Dateien dafür selbst erstellen konnte? Richtig, streng genommen braucht man das auch gar nicht können, da das Angebot an Plotterdateien und Schriften im Design Space (das Programm von Cricut) im Abomodell so vielfältig und riesig ist, dass man da sicher zu jedem Thema etwas findet. Aber, und es gibt ja immer ein „aber“, ich liebe es einfach zu sehr etwas genau nach meinen Vorstellungen zu erstellen. So wie ich es schon bei meinen anderen Beiträgen aus der Reihe „Wie ich zum … kam“ erzählt habe, so bin ich eine begeisterte Autodidaktin, die sich gerne selbst etwas beibringt, um damit das Maximum an personalisierten Designs herauszuholen. Als ich keine für mich passende Dirndl-Tasche kaufen konnte, fing ich an, selbst zu nähen. Als ich kein schönes Schnittmuster für einen Rochen fand, ging ich selbst unter die Schnittmusterersteller. Und als ich keine für mich 100%ig passenden Plotterdateien für die Baby-Shirts fand, erstellte ich einfach selbst welche. 

Dabei half mir natürlich der Umstand, dass ich mir zuvor das digitale Illustrieren am iPad angeeignet hatte. In dem Blogartikel „Wie ich zum Designen von Stoffen kam“ berichte ich etwas ausführlicher darüber. Hauptaspekt daraus ist, dass ich im Gegensatz zum Zeitpunkt der Hochzeit, mittlerweile digital illustrieren kann und diese Illustrationen auch in Vektordateien umwandeln oder gleich als Vektordatei erstellen kann. Diese Fähigkeit ist natürlich ideal, um sie mit dem Plotten zu verbinden. So illustriere ich am iPad meine Designs, vektorisiere diese in dem Programm Adobe Illustrator und schicke sie dann an meinen Cricut zum Plotten.

Traumerfüllung: Der Cricut Maker zieht bei mir ein

1,5 Jahre nach dem Kauf des Cricut Joys bin ich dann doch schwach geworden. Das Angebot für den Cricut Maker war einfach zu gut. Und die Platzfrage bekomme ich auch schon irgendwie gelöst. Ich hatte in der ganzen Zeit natürlich schon mit dem Cricut Maker geliebäugelt, da dieser einfach eine viel größere Fläche schneiden kann. Und darüber hinaus auch sehr viel mehr Materialien, wie z.B. auch Stoff. Wenn das mal nicht perfekt dazu passt, dass ich Nähen und Plotten sowieso schon gerne kombiniere. Jetzt kann ich also nicht nur Plotterdateien aus Flexfolie schneiden und diese auf genähte Kleidung aufpressen. Nein, ich kann auch kleinere Nähprojekte, z.B. für Täschchen oder Patchworkarbeiten mit dem Maker zuschneiden. Das war natürlich auch das erste, was ich nach dem Auspacken ausprobieren musste. Und es hat fabelhaft funktioniert. 

Doch der Maker kann noch mehr. So kann er mit den passenden Werkzeugen z.B. auch gravieren oder dünnes Holz schneiden. Beides Möglichkeiten, die ich mir demnächst mal genauer anschauen werde. Es gibt mittlerweile schon den Cricut Maker 3 als Nachfolger. Doch den Hauptvorteil, dass dieser auch ohne Matte lange Rollen am Stück schneiden kann, benötige ich nicht bzw. würde ich nicht wirklich nutzen. Daher bin ich mit dem „normalen“ Maker mehr als zufrieden. Zumal ich mir hier die wunderschöne rosè-Variante ausgesucht habe.

 
 

Designerin für Plotterdateien werden

Ich habe schon gezeigt, was für Dateien ich insbesondere für mein Baby bereits für mich selbt erstellt habe. Rund um das Baby-Thema möchte ich gerne noch mehr illustrieren und Dateien dazu erstellen und künftig neben den Schnittmustern ebenfalls anbieten. Außerdem stellen diese Plotterdateien auch eine ideale Ergänzung meiner eigenen Stoffdesigns dar. Wie findest du die Idee, eine Pumphose genäht aus einem Stoff aus der „Tierspuren im Wald“ Kollektion, darüber ein Shirt mit einem Plott des Lieblingstieres aus der Kollektion? So ein Set habe ich mir als nächstes für den Herbst vorgenommen. Da die einzelnen Illustrationen aus dem Stoffdesign bereits als Vektordateien vorliegen, muss ich diese nur für den Plotter etwas optimieren und schon kann ich einen Plott aufbringen. 

Folgst du mir schon auf Instagram? Dort werde ich dir das selbstgenähte Herbstoutfit aus den selbst designten Stoffen und dem selbst erstellten Plott als erstes zeigen. Ich freue mich darauf, dich dort zu sehen und in den Stories beim Entstehungsprozess mitzunehmen. 

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