Wie ich zum Nähen kam

Im September 2014 wollte ich mit Freundinnen das Oktoberfest in München besuchen. Dazu hatte ich mir ein schönes Dirndl in den Farben pink und dunkelblau gekauft. Doch ich fand dazu keine passende Tasche. Ich wollte gerne eine kleine Tasche, die ich sowohl als Umhängetasche tragen konnte, aber auch an der Schürze als eine Art Bauchtasche festmachen konnte. Es gab so etwas zwar zu kaufen, allerdings dann nicht in den passenden Farben. 

Da passte es sich gut, dass eine Kollegin mich Anfang August fragte, ob ich eigentlich nähen könnte. Sie wusste von mir, dass ich gerne kreativ bin und schon sehr viele DIY-Techniken ausprobiert habe. U.a. hatte ich ein Jahr zuvor das erste mal bewusst eine Häkelnadel in der Hand und den Winter über unzählige Mützen gehäkelt. Es war die Zeit als gerade die myboshi Mützen im Trend waren und mit deren Büchern mir es gelang das Häkeln zu erlernen. Deswegen kam meine Kollegin auch zu dem Schluss, dass ich bestimmt auch andere Handarbeitstechniken könnte. Doch meine Nähfähigkeiten beschränkten sich auf sehr rudimentäre Kenntnisse aus dem Textilunterricht in der Grundschule. Und da hatte man auch nur mit der Hand genäht. 

 

Ein Schnupper-Nähkurs und meine erste Nähmaschine

Nachdem ich also ihre Frage verneinen musste, schlug sie vor zu einem Schnupper-Nähkurs zu gehen. Das war jetzt kein richtiger Kurs, sondern nur ein Nachmittag, an dem man einmal das Nähen mit einer Nähmaschine ausprobieren konnte. Der Nachmittag war sehr kurzweilig. Wir lernten die Basics an der Nähmaschine, mussten erst einmal sicher geradeaus und dann auch Kurven nähen. Und nach dem dies gelang, nähten wir ein Nadelkissen in Herzform. Mein erstes mit der Nähmaschine genähtes Werk. Und ich war mächtig stolz auf dieses aus heutiger Sicht sehr einfache Stück. Tatsächlich besitze ich dieses Nadelkissen heute auch immer noch. Und da ich so begeistert war von diesen wenigen Stunden an der Nähmaschine, bestellte ich gleich tags darauf mir meine erste eigene Nähmaschine. 

 
 

Lernen mit YouTube und Co.

Wie bei all meinen kreativen Hobbys bringe ich mir neue Sachen gerne autodidaktisch selbst bei. Zwar besuche ich gerne auch Kurse, aber am liebsten suche ich im Internet oder in Büchern selbst nach Anleitungen und setze diese um. So stieß ich auf die Internetseite von Ina von dem Label pattydoo. Und ich kann sagen, dass ich mit Ina und ihren Nähvideos auf YouTube das Nähen mit der Nähmaschine gelernt habe. Sie hat ganz einfache Videos für Anfänger auf ihrem Kanal, mit denen man kleine Täschchen und Accessoires nähen lernt. Aber es gibt auch sehr komplexe Schnittmuster auf ihrer pattydoo-Seite zum Nähen eigener Kleidung. Gerade mal ein halbes Jahr später nähte ich mein erstes Kleid nach einem pattydoo Schnittmuster, was mit Hilfe der ausführlichen Videos gar nicht so schwierig war. Und mit dem ersten Kleidungsstück wurde der Wunsch nach einer Overlock-Maschine als Ergänzung zur normalen Nähmaschine bei mir geweckt. In 2015 zog dann auch eine Overlock bei mir ein und viele weitere Kleidungsstücke folgten. Aber auch das Nähen von Taschen und Accessoires verfolgte ich weiter mit großer Begeisterung. Während ich Kleidung vorrangig für mich nähte, nähte ich insbesondere kleinere Täschchen und Kuscheltiere als Geschenke für Freunde. Nach und nach kamen im Freundeskreis immer mehr Babys zur Welt, sodass ich große Freude daran hatte jedes mal etwas als Geschenk zur Geburt selbst zu nähen. Wenn ich zuvor etwas gebastelt hatte, dann wurde jetzt ein Kuscheltier, Schnuffeltuch oder eine Patchwork-Decke genäht und verschenkt. Schon damals war mein Motto mit den individuellen Geschenken ein Lächeln in das Gesicht der Beschenkten zu zaubern

Ein Abendkleid als erste große Herausforderung

Je mehr ich nähte, desto routinierter und auch sicherer wurde ich, sodass ich mich auch an komplexere Projekte heran wagte. Im Bereich der Kleidung war es mit Sicherheit ein Abendkleid aus Webware, welches ich mir zur Hochzeit einer Freundin im Sommer 2015 nähte. Viele Stunden verbrachte ich zunächst mit dem Zuschnitt und dann an der Nähmaschine und lernte dabei, dass Kleidung nähen aus Jersey auf alle Fälle sehr viel einfacher ist und mir mehr Spaß bringt. Doch das Ergebnis stimmte mich zufrieden und ich war stolz, dass ich nach vielen Stunden etwas tragbares gezaubert hatte. Das beste am Selbernähen für mich ist die Tatsache, dass man alles ganz individuell auf die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen anpassen kann. So konnte ich mir eine passende Clutch zum Kleid nähen. Diese nähte ich nach einem Schnittmuster von pattydoo. Das Kleid war ein Schnittmuster von burda, was allein schon mit dem kompliziert aussehenden Schnittmusterbögen eine Herausforderungen für sich darstellte. Und um es noch zusätzlich komplizierter zu machen, wandelte ich den Schnitt etwas ab, indem ich das Kleid zweilagig nähte, um eine Schicht aus Spitze drüber legen zu können. 

 
 

Eine Patchwork-Decke als umfangreiches Projekt 

Bei allem was nicht Kleidung ist, habe ich mittlerweile sehr viele komplex genähte Dinge angefertigt. Woran ich mit Sicherheit am längsten genäht habe war Anfang 2018 eine Patchwork-Decke zur Taufe der Nichte meines damals noch Freundes. Mittlerweile sind wir verheiratet und die Kleine ist auch meine Nichte damit geworden. Erste Erfahrungen im Nähen von Patchwork-Decken hatte ich bereits gesammelt, indem ich Decken mit einfachen Quadraten für Babys von Freunden und für mein Patenkind genäht hatte. Auch diese Nähtechnik lernte ich wieder aus dem Internet mit Hilfe eines Blogbeitrages von Pech & Schwefel. Bei der nun angesprochenen komplexeren Patchwork-Decke setzte ich nicht nur einfache Stoffquadrate aneinander, sondern nähte das erste mal auch Patchwork-Blöcke, hier waren es Herzen. Diese Herzen stammen aus einer Reihe von Tutorials für einen Quilt Along aus 2018. Hier wurden ein ganzes Jahr kostenlose Anleitungen für 12 verschiedene Patchwork-Blöcke zur Verfügung gestellt und am Ende des Jahres konnte man sich einen Quilt daraus nähen. Das habe ich zwar nicht gemacht, aber die Vorlage für den Herz-Block genutzt und in die Patchwork-Decke eingearbeitet. Aber noch eine andere Patchwork-Technik brachte ich mir in dem Jahr bei. Nämlich die Methode des Foundation Paper Piecing (FPP), auch Nähen auf Papier im Deutschen genannt. Mit dieser Technik sind die Schmetterlinge auf der Decke entstanden. Zur FPP-Methode werdet ihr auf meinem Blog demnächst auch etwas eigenes entdecken können. Und wer sich die Decke einmal genauer ansieht, der wird sehen, dass Name und Datum auf dieser aufgestickt sind. Denn mit einer Nähmaschine und Overlock war noch lange nicht Schluss. 

 
 

Der Maschinenfuhrpark wächst

Hatte ich mir anfangs erst einmal eine Einstieger-Nähmaschine gekauft, um auszuprobieren, ob ich an diesem Hobby überhaupt langfristig Interesse habe, so kaufte ich mir knapp 2 Jahre später eine bessere Computernähmaschine mit zusätzlicher Stickeinheit. So konnte ich ab Sommer 2016 neben dem Nähen von Geschenken, diese auch noch persönlicher gestalten und etwas individuelles darauf von der Maschine sticken lassen. Das Maschinensticken war wieder eine neue Technik, die ich mir autodidaktisch beibrachte und letztlich die perfekte Ergänzung zum Nähen ist. Und wo wir schon beim Maschinenfuhrpark sind: Seit Anfang 2020 nutze ich eine neue, deutlich leistungsstärkere Overlock, die ich jedoch nur gemietet habe und in 2021 habe ich mir noch eine Coverlock als Ergänzung gekauft. Meine anfängliche Skepsis, wie lange ich am Hobby des Nähens interessiert sein werde, hat sich damit komplett aufgelöst, da es zu einem festen Bestandteil in meinem kreativen Alltag geworden ist. 

Was für mich die Faszination für das Nähen ausmacht

8 Jahre nach meiner ersten Naht mit einer Nähmaschine, lässt mich die Faszination Nähen nach wie vor nicht los. Ich nähe immer noch mit viel Begeisterung die unterschiedlichsten Sachen gerne. Egal ob Kleidung, Taschen, Kuscheltiere oder Dekoration, Hauptsache mit ganz viel Liebe selbstgemacht. So habe ich für meine Hochzeit in 2019 auch diverse Dinge genäht und bestickt und sogar mal eine Millisekunde daran gedacht, mein Brautkleid selbst zu nähen. Aber das habe ich dann doch lieber den Profis überlassen. Über alles was ich für die Hochzeit genäht und selbst gemacht habe, schreibe ich demnächst einen separaten Blogartikel. 

Die Dirndl-Tasche hat alles ausgelöst

Doch was war nun eigentlich aus der Dirndl-Tasche für das Oktoberfest geworden? Für mich ist diese Tasche letztlich der wichtigste Gegenstand meines Näh-Lebenslaufes geworden. Denn ohne den Wunsch danach und der Tatsache, dass ich so eine nicht kaufen konnte, hätte ich vermutlich niemals mit dem Nähen angefangen. Zumindest nicht schon in 2014. Ich hatte ein Schnittmuster für ein kleines Filztäschchen gefunden und konnte genau passend zum Dirndl Filz und Baumwollstoff in pink und dunkelblau verwenden. Und das ist es auch, was für mich immer noch den größten Reiz am Nähen ausmacht. Der Fakt, dass ich genau alles nach meinen Vorstellungen nähen kann und man auch bei gekauften Schnittmustern durch Abwandlung oder allein durch die Wahl der Stoffe zu immer anderen individuellen Ergebnissen kommt, macht es so besonders. Es entstehen Unikate, die genau zu meiner Vorstellung passen und ich so nicht einfach kaufen kann. Und wenn ich etwas nähe und verschenke, freue ich mich am Meisten darüber Freude und ein Lächeln beim Gegenüber hervorzurufen

 
 

Die Geschichte zur Nähbegeisterung ist damit noch nicht zu Ende erzählt 

Das war sie also, die Geschichte wie ich zum Nähen gekommen bin. Es ist doch etwas länger geworden, als ich zuvor beabsichtigt hatte. Aber daran merke ich auch, mit welcher Begeisterung ich über das Nähen gerne berichte. Doch mit dem Nähen vorgefertigter Schnittmuster und der Verwendung von normal gekauften Stoffen, habe ich mich irgendwann nicht mehr ausschließlich abgefunden. Das sind allerdings zwei andere Geschichten, die ich euch gerne demnächst erzählen möchte. Also seid gespannt auf weitere Beiträge aus der Reihe „wie ich zum … kam“

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